Ein Gronicher Jahrhundert: Die SpVgg feiert Jubiläum

  • von Gregor
  • 17. März 2021
  • Verein
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Heute vor 75 Jahren gründeten 58 Goldkronacher ihren Gesang- und Sportverein Vorwärts – unsere heutige Spielvereinigung Goldkronach. Es war eine Wiedergründung kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, denn schon seit etwa 100 Jahren wird in Goldkronach Sport im Verein getrieben. Wir feiern 2022 daher ein ganzes Gronicher Jahrhundert! Ausgerechnet in die Vorbereitungen zum Jubiläumsjahr platzte das Corona-Virus und es kann vorerst keine Geburtstagsparty geben. Die Feierlichkeiten holen wir nach – heute schauen wir schon einmal zurück auf ein Jahrhundert Goldkronacher Sportgeschichte.

Ganz genau weiß man nicht, wann sich die Goldkronacher Sportler zum ersten Mal offiziell zusammenschlossen. Nach dem Ersten Weltkrieg und in den 1920er Jahren erlebte der Sport in Deutschland einen ungeahnten Aufschwung. Plötzlich strömten Zehntausende in die Stadien, überall gründeten sich Sportvereine. Ob das in Goldkronach 1919, 1920 oder 1922 gewesen ist? In den vergangenen Jahren sind wir der Wahrheit immer wieder ein Stückchen näher gekommen. Und auch heute können wir einen neuen Fund präsentieren: Der Sportverein Vorwärts Goldkronach, die Wurzel unserer SpVgg, muss spätestens 1922 gegründet worden sein. Eine alte Zeitungsanzeige belegt es: Da kündigte der SV Vorwärts im November 1922 an, dass er im kommenden Sommer die Weihe seiner Vereinsfahne ganz groß feiern wolle.

Der neueste Fund: Eine Anzeige aus der „Fränkischen Volkstribüne“ vom 24. November 1922.

Goldkronachs Arbeiterfußballer – der SV Vorwärts war ein sozialdemokratischer Verein – spielten schon damals in der Au, Altbürgermeister Gottfried zufolge befand sich der Sportplatz etwas unterhalb des heutigen Bauhofs. „Man spielte in der Bezirksliga, wo die Mannschaft einen guten Namen hatte“, notierte Gottfried. Aus seiner Sammlung stammt älteste bekannte Mannschaftsfoto, das auf die 1920er Jahre zu datieren ist. Während der DFB ab 1933 mit den Nationalsozialisten zusammenarbeitete, wurden die Arbeitersportvereine liquidiert. Daher ist es auch so schwer, die Geschichte des SpVgg-Vorgängers zu rekonstruieren: Zwischen 1933 und 1946 klafft eine Lücke.

57 Gründer und eine Gründerin

Vermutlich spielten Goldkronacher weiterhin Fußball, vielleicht in NS-Formationen, und es gab für einige Jahre noch eine weitere Mannschaft in der Stadt – aber auch hier fehlen genaue Daten. Ihren Gesang- und Sportverein Vorwärts Goldkronach gründeten sie erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wieder. 58 Personen trafen sich am Abend des 17. März 1946 – heute vor 75 Jahren – im Saal der Gastwirtschaft Bär (heute Alexander von Humboldt), unter ihnen als einzige Frau Lotte Lauterbach.

TSV Bindlach – SpVgg Goldkronach-Brandholz 0:4

Eine erfolgreiche Goldkronacher Kreisliga-Elf, die am 7. Dezember 1949 mit 4:0 in Bindlach gewann. Hinten von links: H. Schott, Wagner, Fischer, Schröll, Heinrich, Flügel, Trautner, Murmann. Vorne von links: R. Schott, Kierzkowski, Sack.

Wenngleich die Bedingungen für ein solches Unterfangen infolge der deutschen Kriegsniederlage schlecht waren, gelang es doch, relativ schnell an sportliche Erfolge der Zeit vor 1933 anzuknüpfen – für die Fußballer nun allerdings unter dem Dach des DFB. Schon im Jahr der Wiedergründung klopften die Gronicher an das Tor zur höchsten Spielklasse des Fußballkreises, der sie bis in die 70er Jahre hinein mit einigen Unterbrechungen viele Jahre angehören sollten. 1948 nahmen die Goldkronacher den SV Brandholz in ihre Reihen auf und 1951 wurde der heutige Name festgeschrieben: Spielvereinigung Goldkronach. Der bis heute größte Erfolg der Fußballer war zweifellos der Aufstieg in die Zweite Amateurliga in der Saison 1959/1960. In der vierten Liga umsäumten regelmäßig mehrere hundert Zuschauer den Platz an der Kronach, auf dem die Mannschaft um Trainer und Torschützenkönig Rudi Blechschmidt sich letztlich vergeblich gegen den Abstieg stemmte.

Sänger, Ringer, Karateka

In den 70er Jahren wuchsen sowohl das Sportheim als auch die sportlichen Sorgen. Mitte der 1980er musste sich die SpVgg sogar erstmals mit der damaligen C-Klasse, der untersten Liga, befassen. Nur 1986, 1988 und 1995 ging es jeweils für kurze Zeit wieder nach oben. Trotzdem konnte sich der Verein auf seine treuen Mitglieder verlassen und gerade hier wurde deutlich, dass die SpVgg Goldkronach auch kein reiner Fußballverein war – und ist. Bis 1956 bereicherte die seit nun selbstständige Sängersparte das Vereinsleben, zudem versammelte die SpVgg im Laufe der Jahre auch Turner, äußerst erfolgreiche Ringer, Tennis- und Tischtennis-, Schachspieler und Skifahrer. Im Vereinsarchiv befindet sich sogar ein Schreiben an die Stadt Goldkronach, in dem um das Stellen von Bauholz für den Bau einer Skisprungschanze ersucht wird. Heute bilden die Sparten Turnen (Kinderturnen, Damengymnastik, Fitness), Karate und Dart wichtige Säulen des Vereins.

Die Skiabteilung der SpVgg beim Festumzug anlässlich der 625-Jahr-Feier der Stadt Goldkronach in der Bachgasse (1990).

Blickt man aus heutiger Perspektive auf das letzte groß begangene Vereinsjubiläum im Jahr 1996, so fallen vor allem positive Entwicklungen ins Auge. Freilich steht auch die SpVgg vor ähnlichen Herausforderungen wie andere Sportvereine, doch gelang es, die Mitgliederzahl bei 500 zu stabilisieren – auch ein Verdienst der lebendigen Sparten neben dem Fußball. Die finanzielle Situation hat sich im Vergleich zur Mitte der 1990er Jahre deutlich verbessert, dabei flossen laufend Investitionen in das Sportgelände. Selbst die Corona-Krise bedroht den Verein aktuell nicht in seiner Existenz, stattdessen boten die Gronicher Hilfe für ältere Menschen an und machten mit dem „Gronicher Marathon“ auf sich aufmerksam.

40 Jahre Turnabteilung: Der Festzug zum Stadtjubiläum 2015 mit unseren Turnerinnen.

Und auch im Fußball zeigt die Kurve nach oben. Die JFG Fichtelgebirge schreibt seit 2005 ihre eigene Erfolgsgeschichte. Seit 2010 gehört die SpVgg mit nur einem Jahr Unterbrechung der Kreisklasse an; eine von jungen Eigengewächsen getragene Elf spielt dort mittlerweile um die Spitze mit.

Ein Gronicher Jahrundert – ein unberechenbares Jubiläumsjahr

Das Anstoßen auf diese Erfolge verhindert heute die Pandemie – aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Ein Gronicher Jahrhundert darf auch über ein ganzes Jahr hinweg gefeiert werden. Wir hoffen, dass wir bis zum 17. März 2022 viele unserer Ideen doch noch umsetzen können. Ein Fest? Ein Turnier? Eine Chronik? Ein Retrotrikot? Lasst euch überraschen – das Jubiläumsjahr wird genauso unberechenbar wie die letzten 100 Jahre!

Der vorerst letzte Aufstieg: 2015 kehren die Gronicher nach nur einem Jahr Abstinenz in die Kreisklasse zurück.

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