Gronich hält zam: Ein Marathon gegen die Folgen des Virus

Auch hier wird David Zinke vorbei kommen: In Lanzendorf führte er die Gronicher als Kapitän im April 2015 zu einem wichtigen 3:1-Auswärtssieg – am Ende der Saison stand die Rückkehr in die Kreisklasse.

„Gronich hält zam“, unter diesem Motto bietet die SpVgg Hilfe bei Einkäufen für ältere Goldkronacher an, und damit auch den Jüngeren nicht langweilig wird, gab es schon ein FIFA-Turnier. Nun wird eine ganz besondere Idee in die Tat umgesetzt: David Zinke läuft einen Marathon in und um Goldkronach – für jeden Kilometer spenden Sponsoren, um den Goldkronacher Sport zu unterstützen.

Das Heimspiel gegen Röhrenhof hätte er ohnehin verpasst: Am 19. April wäre David Zinke, der gemeinsam mit Michi Bösch die Goldkronacher Reserve trainiert, gerne den „Hamburg Marathon“ gelaufen. Wegen der Corona-Epidemie gab es kein Heimspiel gegen Röhrenhof – aber auch der Marathon in Hamburg wurde abgesagt. Aber David Zinke ist fit und wird trotzdem laufen – einen ganzen Marathon, mit Start und Ziel auf dem Marktplatz in Goldkronach, unter Einhaltung aller Kontaktbeschränkungen und einen Monat später als geplant: Heute, am 17. Mai, ab 8:30 Uhr. Er sammelt damit Spenden, die seinen Verein durch die Corona-Krise bringen sollen.

Vom Marktplatz in die Au, am Aufstieg zum Fichtelgebirge entlang ins Weißmaintal bis Neuenmarkt, dann über die Kronachmündung bei Lanzendorf und den Bindlacher Berg zurück nach Goldkronach: Das ist die ambitionierte Strecke, die sich David Zinke vorgenommen hat.

Und das funktioniert so: Die olympische Distanz von 42,195 km läuft Zinke nun rund um die Goldbergbaustadt. Er und Lukas Weihrauch, der die SpVgg in der Kreisklasse als Käpt’n aufs Feld führt, haben Sponsoren angesprochen, die jeden Kilometer belohnen. Umgekehrt rühren die Gronicher die Werbetrommel für lokales Einkaufen. Das „zamhalten“ bringt’s: Rund 30 Gönner – Geschäfts- und Privatleute – sind im Boot, die meisten lassen einen Euro pro Kilometer springen – über 1000 Euro wird die Aktion einspielen!

Keine Heimspiele, keine Feste: Krise bringt Verein in Nöte

Einnahmen, die die SpVgg dringend braucht, aber derzeit nicht hat: Auf der Mitgliederversammlung 2019 veranschlagte der Jahresbericht von Kassier Detlef Vogel alleine die jährlichen Zuschauereinnahmen mit 1.700 Euro. Nun fehlt fast die gesamte Rückrunde, insgesamt sechs Heimspiele, darunter die attraktiven Lokalderbys gegen Warmensteinach und Röhrenhof. Auch beim Umsatz im Sportheim machen sich abgesagte Spiele und Trainingseinheiten unweigerlich bemerkbar. Obendrein sieht es nicht danach aus, dass es 2020 ein Johannisfeuer oder Marktplatzfest geben wird.

Dabei sind diese Einnahmequellen für die SpVgg überlebenswichtig. „Wir erwirtschaften vor allem durch ehrenamtliches Engagement, was wir für den Sportbetrieb brauchen“, erklärt Vorstand Manfred Hautsch, der nun vor einem Finanzloch von mehreren Tausend Euro steht. Der Verein hat in den letzten Jahren solide gewirtschaftet, hat keine Bankverbindlichkeiten – aber Rücklagen in unbegrenzter Höhe hat er nicht. „Wenn es irgendwann wieder losgehen kann, müssen wir halt schauen, wie wir das Benzin für den Rasenmäher und die Hallenmiete für das Kinderturnen bezahlen“, sagt Hautsch.

Gronich hält zam: Geschäfte vor Ort unterstützen!

Umso größer ist die Freude daher über Zinkes Idee und den „Gronicher Marathon“, an dem sich zahlreiche Sponsoren beteiligen. Viele der Geschäfte haben die SpVgg bereits vor der Corona-Krise unterstützt. „Wir wissen, dass die Geschäftsleute es gerade nicht leicht haben“, so Hautsch. Deshalb sind die Gronicher glücklich und dankbar, dass sich so viele Gönner bereit erklärt haben, ihr Scherflein beizutragen.

Die SpVgg und ihre Stadt, das gehört zusammen – so wie hier im Juli 2015!

Den Initiatoren ist daher besonders wichtig, auf die Einkaufsmöglichkeiten und Angebote vor Ort hinzuweisen: „Wer lokal kauft, unterstützt diejenigen, die unsere Innenstadt lebendig halten und immer wieder ein paar Euro für die Vereine übrig haben“, sagt Lukas Weihrauch, Kapitän der Goldkronacher Kreisklassen-Elf. Es sind die Geschäftsleute und Handwerker in und um Goldkronach, die Trikots spendieren oder mit einer Anzeige im Stadionheft die Jugendarbeit fördern – oder jetzt im Rahmen des Marathons spenden. Wer in Goldkronach wohnt, hat es auch in der Krise nicht weit zum Bäcker oder zum Lebensmittelmarkt. „Deswegen heißt ‚Gronich hält zam‘ für uns auch: Wir kaufen bewusst lokal und unterstützen die Geschäfte und Handwerker vor Ort!“

Es gibt Wichtigeres als Fußball: Ein Teil geht ans Hospiz

Schon seit März bieten die Gronicher älteren und gefährdeten Menschen Hilfe bei Einkäufen an. „Einfach rumsitzen und abwarten ist nicht unser Ding“, sind sich David Zinke und Lukas Weihrauch einig. In einem normalen Frühling stünden sie als Spieler auf dem Platz oder als Helfer hinter der Theke. Aber auch in einem Frühjahr, in dem gar nichts normal ist, möchten sie ihrem Verein helfen. Das Sportangebot für alle Goldkronacher, die Jugendarbeit, die Gemeinschaft, die der Fußball stiftet, soll die Krise überstehen. Und wenn dabei nur ein Marathon hilft, dann wird er eben gelaufen.

„Sport ist ein sozialer Faktor und ein wichtiges Angebot in unserer Stadt“, weiß Vorstand Manfred Hautsch. „Aber es gibt Wichtigeres, das hat uns nicht zuletzt diese Krise ganz deutlich gezeigt!“ Deshalb haben sich die Initiatoren entschieden, nicht alle Spenden für den Sportverein zu behalten. Sondern einen dreistelligen Betrag weiterzureichen, der an das Albert-Schweitzer-Hospiz in Bayreuth gehen soll. Das Hospiz pflegt Menschen mit weit fortgeschrittenen oder nicht mehr heilbaren Krankheit und ist auf Spenden angewiesen.

Vielen herzlichen Dank an unsere zahlreichen Unterstützer!

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