Zu einem ganz besonderen Anlass gerieten die Ehrungen anlässlich der Jahreshauptversammlung am Freitag, 24. März 2017. Wie in jedem Jahr zeichnete die Spielvereinigung verdiente Mitglieder für ihre langjährige Treue aus. Stets ist das ein freudiger Tagesordnungspunkt – doch in diesem Jahr gab es zwei Jubiläen, die herausragten: Johann Kießling und Hans Taubenreuther wurden für 70 Jahre Mitgliedschaft geehrt.
Zunächst baten Vorstand Manfred Hautsch und sein Stellvertreter Fabian Blechschmidt jene Mitglieder nach vorne, die für 25, 40 und 50 Jahre Mitgliedschaft geehrt wurden: Für 25 Jahre Hans Nitzsche und Anneliese Weber, für 40 Jahre Petra Übelhack und Karl-Heinz Hübler und für 50 Jahre Werner Engelbrecht. Allesamt respektable Zahlen – Vorstand Manfred Hautsch hatte zuvor nochmals betont, wie wertvoll es für einen Sportverein ist, von einer breiten Mitgliederbasis getragen zu werden.
Eines von 58 Gründungsmitgliedern
Was dann allerdings folgte, kommt auch bei einem Traditionsverein nicht oft vor – genau genommen sogar nur ein einziges Mal: Zum ersten Mal vergab die SpVgg Goldkronach Ehrungen anlässlich von 70 Jahren Mitgliedschaft. Johann Kießling und Hans Taubenreuther erhielten aus den Händen der Vorstandschaft Urkunde und Ehrennadel, dazu ein kleines Präsent. Kießling ist das letzte lebende Gründungsmitglied der SpVgg, er stand auf jener Liste von 58 Sportbegeisterten, die am 17. März 1946 den Sportverein „Vorwärts“ wiedergründeten, nachdem er unter der NS-Herrschaft verboten worden war.
Der kann sich noch genau an die ersten Schritte des neuen Vereins erinnern. Ja, er könne schon etwas erzählen, grinste der Stadtchronist und ehemalige Lehrer, aber man kenne ihn ja: „Dann hör‘ ich halt nimmer auf.“ Die Versammlung ließ sich dennoch vom ersten Punktspiel nach dem Zweiten Weltkrieg berichten und lauschte gespannt. Dieses bestritt der „Gesang- und Sportverein Vorwärts Goldkronach“ im Jahr 1946 in Bischofsgrün, das Vorspiel absolvierte damals die Jugend. In deren Trikot schoss Kießling das erste Goldkronacher Punktspieltor der Nachkriegszeit.
Vor 70 Jahren: Abenteuer Auswärtsfahrt
Die im Anschluss spielende erste Mannschaft verlor zwar – im Gedächtnis blieb aber vor allem, dass der Bruder des Geehrten sich bei diesem Spiel nicht nur unmittelbar am Goldkronacher Tor postierte, sondern auch für den bereits geschlagenen Torhüter eingriff. Das sollte sich noch rächen. „Mit dem Bulldog“, erzählte Kießling, „waren wir nach Bischofsgrün gefahren“: Abenteuer Auswärtsfahrt. Und als es nach dem Spiel auf der Ladefläche des Anhängers durch den Ort zurück ging, entdeckten die Bischofsgrüner dort den Jugendspieler Johann Kießling, der seinem Bruder sehr ähnlich sah – und für dessen Untaten zur Rechenschaft gezogen wurde. Das war, man muss es sich noch einmal vergegenwärtigen, vor genau 70 Jahren.