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5:2 nach Verlängerung vor 1000 Zuschauern: So stiegen die Gronicher 1971 in die Kreisliga auf

  • von Gregor
  • 15. März 2024
  • Tradition
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SpVgg Goldkronach: Mannschaftsbild aus den 1970er Jahren

Erste Mannschaft und Reserve vor einem Trainingsspiel in Goldkronach in den 1970er Jahren. Auf dieser Farbaufnahme sind auch einige der Aufstiegshelden aus dem Juni 1971 zu sehen.

Am 17. März 1946 versammelten sich 58 Goldkronacher, um nach der NS-Herrschaft und dem Zweiten Weltkrieg ihren Sportverein Vorwärts neu ins Leben zu rufen. Anlässlich des Jahrestages dieser Wiedergründung werfen wir einen Blick in die Geschichte unseres Vereins: Diesmal auf die Saison 1970/71, die für die Gronicher spät und spektakulär im zweiten Aufstieg in die Kreisliga gipfelte.

Es ist Anfang Mai 1971 – noch immer beherrscht der Vietnamkrieg die politischen Nachrichten auf den Seiten des Nordbayerischen Kuriers. Vor wenigen Tagen hat Erich Honecker Walter Ulbricht als mächtigsten Mann der DDR abgelöst. Wer weiter blättert, findet im gedruckten Fernsehprogramm die Sendung mit der Maus – die erste Ausgabe lief am 7. März 1971. Der Sportteil führt die SpVgg Goldkronach als Tabellenzweite der damaligen B-Klasse (heute Kreisklasse) auf.

Dorthin waren die Gronicher nach dem Abstieg aus der Zweiten Amateurliga durchgereicht worden. Nun strebten sie zumindest zurück in die A-Klasse (heute Kreisliga). Schon im Herbst 1970 hatte sich die Tabellenkonstellation abgezeichnet: Vorne zog der TSV Mistelbach seine Kreise, an zweiter Stelle setzte sich die SpVgg Goldkronach im Oktober von den Verfolgern ab. Sie unterstrich ihre Ambitionen, als sie am achten Spieltag den TSV Neudrossenfeld mit 6:1 abfertigte.

Ein Spielabbruch macht die B-Klasse spannend

Mistelbach war den Goldkronachern auch im Mai 1971, zwei Spieltage vor Schluss, noch einen Sieg voraus – aber theoretisch war noch alles möglich. Entsprechend nervös spielten die Gronicher am 16. Mai 1971 beim SC Kreuz Bayreuth, eine Partie „auf des Messers Schneide“, wie der Kurier festhielt, die die SpVgg durch einen Treffer von Schröll in der 50. Minute knapp für sich entschied. Ebenso nervös zeigte sich Tabellenführer Mistelbach zeitgleich gegen Neudrossenfeld. Als der Schiedsrichter in der 87. Minute einen Elfmeter für Mistelbach pfeift, wird es unruhig. Dann lässt er den gehaltenen Strafstoß auch noch wiederholen und verteilt einen Platzverweis, es kommt „zu Zuschauertumulten, die zum Spielabbruch führten“, so der Kurier.

SpVgg Goldkronach: Tabelle der B-Klasse Bayreuth 1970/71

Die Tabelle der B-Klasse nach dem letzten Spieltag – das Wiederholungsspiel Mistelbach gegen Neudrossenfeld fehlt noch in der Wertung.

Die Wertung des Spiels hängt in der Luft, als Goldkronach am 23. Mai 1971, dem letzten Spieltag, durch ein herrliches Freistoßtor in Bischofsgrün gewinnt. Einen Meister hat die B-Klasse deshalb noch nicht. Erst am 13. Juni 1971 findet ein vom Sportgericht festgesetztes Wiederholungsspiel zwischen Mistelbach und Neudrossenfeld statt, das der Tabellenführer überraschend verliert. Das verzögert die Entscheidung weiter: Mistelbach und Goldkronach haben nach der damals gültigen Zwei-Punkte-Regel nun jeweils 40:12 Punkte – und die Meisterschaft in der B-Klasse muss in einem Entscheidungsspiel vergeben werden.

Mistelbach wird doch noch Meister

Zum Showdown bestellt der Verband die Teams am 17. Juni 1971 auf den Platz des Sportring Bayreuth. 1200 Zuschauer säumen das Spielfeld. Die SpVgg kommt besser ins Spiel, doch nach 20 Minuten trifft das Solo des Mistelbachers Fischer die Gronicher ins Mark. Die Außenbahnspieler Börgert und Schrödel spielen die Mistelbacher Verteidiger schwindlig, treffen aber das Tor nicht. Nach dem 2:0 für den TSV in der 72. Minute gelingt nur noch der Anschlusstreffer durch Drescher. Der Titeltraum ist geplatzt.

SpVgg Goldkronach: Aufstiegsspiel gegen Untersteinach 1971

Rund 1000 Zuschauer versammelten sich beim Aufstiegsspiel am 26. Juni 1971 in Thurnau. Dieses Foto stammt aus der Bayerischen Rundschau vom folgenden Montag, 28. Juni 1971.

Am 26. Juni 1971, da sind es nur noch wenige Wochen bis zum Saisonstart in der Kreisliga, eröffnet sich die letzte Chance: Ein Relegationsspiel gegen den Vizemeister der B-Klasse Kulmbach, den SV Fortuna Untersteinach. 1000 Zuschauer in Thurnau fiebern mit. Die Gronicher sind spielerisch besser: „Ihre Aktionen waren eleganter als die der mehr auf Kampf eingestellten Untersteinacher“, urteilt der Kurier später. Nach einer Viertelstunde trifft Drescher die Latte, Mittelstürmer Burger steht goldrichtig und köpft zum 1:0 ein. Noch vor der Halbzeit legt er das 2:0 nach und schon klingen „die ersten Gesänge der Goldkronacher Schlachtenbummler über den Platz – so ein Tag, so wunderschön wie heute“, berichtet die Bayerische Rundschau.

„Elegante Aktionen“ – verdienter Aufstieg

Aber Untersteinach macht es noch einmal spannend. Die Fortuna gibt nicht auf und kann sechs Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit tatsächlich noch ausgleichen. Werden die Gronicher wieder nervös? Ein direkter Freistoß von Schöppel schlägt schon nach zwei Minuten Verlängerung ein, die Goldkronacher jubeln. Das beruhigt die Nerven, und durch Treffer von Drescher und Vogel gewinnt die SpVgg am Ende sogar mit 5:2. Als der Schiedsrichter nach 120 Minuten abpfeift, kehren die Gronicher nach einer schier unendlichen und turbulenten Saison endlich in die Kreisliga zurück.

SpVgg Goldkronach: Aufstiegsspiel gegen Untersteinach 1971

Schlagzeile im Nordbayerischen Kurier am 28. Juni 1971.

Spielstenogramm vom 26. Juni 1971

SpVgg Goldkronach – Fortuna Untersteinach 5:2 n.V. (2:0, 2:2). Goldkronach: Dietel – Wölfel, Bauer – Katholing, Wilmowicz, Drescher – Börgert (55. Leppert), Ordnung, Burger (82. Vogel), Schöppel, Schrödel. Tore: 1:0 und 2:0 Burger (17. und 37. Minute), 2:1 Rauh (51.), 2:2 Klier (84.), 3:2 Schöppel (92.), 4:2 Drescher (99./Foulelfmeter), 5:2 Vogel (111.). Schiedsrichter: Ratzenberger (Bamberg). Zuschauer: 1000 (in Thurnau).

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