Kreisliga-Spitzenreiter – das ist auch ein Traditionsverein wie die SpVgg Goldkronach nicht alle Tage. Wer wissen will, wann die Gronicher zuletzt so weit oben standen, muss zurückschauen bis in die Saison 1959/60.
Es war vor mehr als 60 Jahren, damals trug die Kreisliga noch den Namen A-Klasse. Anders als heute war die SpVgg allerdings kein Aufsteiger, sondern gehörte schon seit Jahren zum Inventar der Kreisliga.
Der entscheidende Schachzug, um oben anzugreifen, gelang aber erst, als die Vorstände den Goldkronacher Ausnahmespieler Rudolf Blechschmidt vom VfB Bayreuth als Spielertrainer zur SpVgg lotsten. Der VfB, ein Vorläufer des heutigen FSV Bayreuth, war damals eine große Nummer im Amateurfußball: Mitte der 1950er hatten die Bayreuther als bayerischer Amateurmeister den Aufstieg in die zweite Liga erst in der Relegation verpasst.
Rudi Blechschmidt formt die Meister-Elf
Rudi Blechschmidt war 1959/60, als die Gronicher zum letzten Mal im Endspurt der Saison eine Kreisliga-Tabelle anführten, nicht nur der erfolgreichste Torschütze seines Teams: Am Ende der Saison hatte er 26 Treffer erzielt. Es gelang ihm auch, eine funktionierende Einheit zu formen, in der junge Eigengewächse tragende Rollen spielten – zum Beispiel Erich Drescher. Der Allrounder konnte im Tor eingesetzt werden, erzielte in der Saison 1959/60 aber auch ganze neun Tore im roten Trikot – viele Leserinnen und Leser kennen ihn wohl noch als langjährigen Hausmeister der Goldkronacher Schule.
Übrigens: Ihr Geld steckten die Vereinsverantwortlichen damals wie heute lieber in die Infrastruktur als in die erste Mannschaft. Der Sportplatz erhielt eine Drainage, die Zufahrtswege wurden so in Schuss gebracht, dass Besucher die Anlage mit dem Auto erreichen konnten. Schließlich begannen die Planungen für den Kauf des Geländes. Diese Prioritätensetzung wurde belohnt. Am Ende der Saison 1959/60 feierte die SpVgg Goldkronach tatsächlich die Meisterschaft in der Kreisliga und den Aufstieg in die damalige Zweite Amateurliga. Weil der Spielbetrieb wesentlich kleinräumiger organisiert war, bedeutete das nichts anderes als den Sprung in die vierte Spielklasse!
Eine Saison vierte Liga
Die Gronicher gehörten damit zu einem erlauchten Kreis, denn nur große Namen wie SpVgg Bayreuth, VfB Bayreuth oder ATS Kulmbach vertraten die Region zu jener Zeit auf noch größerer Bühne. Allerdings währte der Ausflug in die Zweite Amateurliga nur eine Saison.
Die vierte Liga wird wohl so bald auch keine Goldkronacher Elf mehr erreichen. Doch wie vor über 60 Jahren stammen die Kreisliga-Tabellenführer der SpVgg von heute aus der Umgebung, verkörpern eine erfolgreiche Mischung aus eigenem Nachwuchs und zurückgekehrten Goldkronachern, die andernorts höherklassige Erfahrung gesammelt haben. Ob es wirklich zur Sensation reichen wird? Das ist, anders als 1960, heuer noch gänzlich ungewiss…
Besitzen Sie alte Fotos, Dokumente, Wimpel oder Urkunden? Schlummern auf dem Dachboden Pokale, Trikots oder Ähnliches? Die SpVgg Goldkronach sucht für ihr Vereinsarchiv alles, was über die Geschichte des Goldkronacher Sports Aufschluss geben kann, gerne auch leihweise zur Digitalisierung! Ansprechpartner: Gregor Hofmann, E-Mail: gh [at] gronicher.de, Telefon: 0 16 0 / 98 52 87 73.