Heute feiert die SpVgg Goldkronach Geburtstag: Am 17. März 1946 gründeten 58 Goldkronacher ihren Sportverein Vorwärts wieder. Zum 72. Geburtstag steigt heuer keine große Sause, doch im Sommer 1956 ließen es die Gronicher richtig krachen. Das zehnjährige Jubiläum wurde an gleich zwei Festwochenenden gefeiert – aus Anlass des Jubiläums werfen wir heute einen Blick zurück.
Am 30. Juni 1956 – sechs Tage zuvor hatte Borussia Dortmund seine erste Deutsche Meisterschaft gewonnen – lauschten die 53 Besucher der SpVgg-Jahreshauptversammlung gespannt den Worten ihres Vorsitzenden. Gerhard Schröll hatte schließlich wichtige Neuigkeiten zu verkünden: Das Programm der beiden folgenden Festwochenenden. Im vorhergehenden Jahr hatte es gar keine Hauptversammlung gegeben, „dafür aber umso mehr Ausschußsitzungen, bedingt durch das 10jährige Stiftungsfest“ – so steht es im handgeschriebenen Protokollbuch.
Bereits 1954 hatten die Verantwortlichen bei Bürgermeister Karl vorgesprochen, um die Unterstützung der Stadt für ein Festzelt am Marktplatz zu gewinnen. „Was da für Vorarbeiten geleistet werden mußten, kann nur der beurteilen, der unmittelbar daran beteiligt war“, vermerkte das Protokollbuch. Das Programm, das Schröll verkündete, hatte es schließlich in sich. Am ersten Wochenende spielte die Trachtenkapelle „Edelweiß“ aus Bayreuth auf, außerdem maßen sich die Nachbarvereine aus Bad Berneck, Weidenberg, Warmensteinach und Nemmersdorf.
Die Goldkronacher Gastgeber empfingen die Reserve des VfL Neustadt zum Jubiläumsspiel: Damals ein glanzvoller Name, die Erste des VfL spielte in der „II. Division“ getauften zweiten Liga, die Gegner hießen Darmstadt 98 und Waldhof Mannheim und vier Jahre später sollte Weltmeister Fritz Walter im Coburger Vorort das Traineramt übernehmen. Die SpVgg hatte hingegen mit Mühe die Kreisliga gehalten, was doch für etwas Kritik auf der Versammlung sorgte, die erst eine Viertelstunde nach Mitternacht beendet war – die Ansprüche an der Kronach waren da noch etwas höher.
Die Feierlaune ließen sich die Gronicher aber nicht verderben und für Lichtblicke sorgte die Jugend, die zum Jubiläum die Meisterschaft feierte – und, wie Schröll der Versammlung darlegte, 1954 und 1955 vom DFB „für vorbildliches Verhalten auf dem Sportplatz“ geehrt wurde. Am zweiten Wochenende ließ es die SpVgg jedenfalls noch einmal krachen. Dabei hatte es unter der Woche gar nicht gut ausgesehen: „In der darauffolgenden Woche gab es derartig große Regengüsse, daß die zweite Veranstaltung fast im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser gefallen wäre.“
Durch das Festzelt auf dem Marktplatz, der damals noch nicht gepflastert war, verliefen regelrechte Sturzbäche. Dank der Unterstützung durch die Stadt, die Firma Küfner und zahlreiche Helfer aber gelang es, den Boden durch einige LKW-Ladungen Sand auszubessern. Pünktlich zum Wochenende stimmte dann auch das Wetter und am Ende hatte Kassier Karl Löwel vermutlich ein dickes Grinsen im Gesicht: Die Festwochenenden samt Tombola bescherten dem 169 Mitglieder starken Verein mehr als 5.000 Mark Umsatz – und gut 1.100 Mark Gewinn.
Dazu beigetragen hatten die vielen Helfer, die die Mammutveranstaltung stemmten. Und sicher auch die Gehaltsvorstellungen der Militärkapelle, die die SpVgg-Führung vermutlich aus der nahegelegenen US-Kaserne „Christensen Barracks“ auf dem Bindlacher Berg für das zweite Wochenende im Festzelt verpflichtet hatte: Das 30-köpfige amerikanische Orchester spielte, wie Schröll noch 40 Jahre später in seiner Vereinschronik ungläubig notierte, „für eine Brotzeit und ein paar Coca Cola“.
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