Das Fußballportal anpfiff hat unserem Schiedsrichter Stefan Zimmer vor einigen Tagen ein ausführliches Portrait gewidmet. Wir dokumentieren hier den lesenswerten Text und nutzen die Gelegenheit, ein herzliches Dankeschön an unsere Schiedsrichter zu richten!
Text: Florian Maedler, erschienen am 28. Februar bei anpfiff.info.
Stefan Zimmer hat im Fußball schon so einiges erlebt. Lange Zeit war er erfolgreicher Spieler im Landkreis. Nach der aktiven Laufbahn gab er sein Wissen an die Jugendmannschaft des TSV St. Johannis weiter, ehe er seine neue große Leidenschaft entdeckte. Als Schiedsrichter hat Stefan Zimmer ein Hobby gefunden, das ihm sehr viel Spaß macht – sowohl auf, als auch neben dem Fußballplatz.
Stefan Zimmer hat vor seinem Schiedsrichterleben ein paar erfolgreiche Stationen erlebt. In der C-Jugend begann sein sportlicher Werdegang beim Post SV Bayreuth mit Mitspielern wie dem Bayreuther Tausendsassa Christian Höreth oder dem aktuellen Vorstand des TSV Glashütten, Sven Ruhl. In der A-Jugend wagte er dann den Sprung zu den Saasern, die seinerzeit in der Bezirksoberliga aufliefen. Dieses Intermezzo sollte jedoch nur ein Jahr andauern, bevor es dann zum damaligen BSV 98 Bayreuth in die Bezirksoberliga ging. Dort etablierte sich Zimmer auch und spielte in der ersten Mannschaft Bezirksoberliga. Mit 19 Lenzen verschlug es ihn dann zum TSV Plankenfels und machte dort eine sehr lange Zeit alle Höhen und Tiefen mit dem Verein mit.
Mit 38 Jahren wollte er nur noch in der Altliga bei den Kanzern kicken, doch daraus wurde nichts, denn der damalige Trainer der ersten Mannschaft, Klaus Steinlein, bemerkte, dass Zimmer immer noch tauglich für die erste Reihe war. Mit 40 Jahren absolvierte er sein letztes Spiel auf diesem Niveau, ehe eine Entzündung im Knie weitere Spiele zunichte machte. Schön war das letzte Jahr dennoch für den heutigen Schiedsrichter, denn er kam so noch einmal in den Genuss, gemeinsam mit dem aus der Jugend gekommenen Sohnemann Marco Zimmer zu kicken. Im Anschluss versuchte sich Zimmer noch als Trainer im Juniorenbereich bei den Kanzern. Zwei Jahre hatte er die A-Jugendlichen unter seinen Fittichen, ehe Zeitmangel ihn dazu zwang, vorerst etwas kürzer zu treten.
Der Weg zur Pfeife
„Als Schiedsrichter bist du nicht ganz so eingespannt, wie als Trainer. Du kannst dir die Zeiten, in denen du dich einteilen lässt, besser einteilen. Denn als Trainer marschierst du als Erster auf das Trainingsgelände und gehst als Letzter. Das ist schon sehr zeitaufwendig, wenn du es genau und gut machen willst.“ Einen Anstoß zu seiner neuen Tätigkeit hat er dabei von niemanden gebraucht. Keiner wusste, dass sich Stefan Zimmer für einen Schiedsrichterneulingskurs angemeldet hatte. „Ich war als Spieler auch einer, der gern mal eine Diskussion mit dem Schiedsrichter geführt hat. Ich dachte mir dann, das bekomm ich schon auch zusammen.“ Sieben Jahre ist es nun her, dass Zimmer die Prüfung erfolgreich abgelegt hat und der Zuspruch der Vereine nach den Spielen, aber auch die Benotungen auf anpfiff.info zeigen, dass er eine sehr gute Spielleitung vorweisen kann.
Drei bis vier Spiele leitet Zimmer am Wochenende. Bei den Damen geht es gar bis zur Bezirksoberliga, bei den Herren ist er bis zur Kreisklasse unterwegs – aber auch als Linienrichter bis hin zur Bezirksliga. Ob alleine oder im Gespann ist ihn dabei nicht so wichtig. Denn ihm machen beide Varianten Spaß und haben ihre Vorzüge. Inzwischen pfeift er unter der Flagge der SpVgg Goldkronach, da er dorthin seinen Wohnsitz verlegt hat. Mit den Kanzern, die bekanntlich die meisten Schiedsrichter in der Gruppe stellen, ist das Verhältnis aber nach wie vor sehr gut
Trainer der Schiedsrichter
Dass er dennoch ein Traineramt begleitet, ist nicht verwunderlich. Er coacht die Schiedsrichtergruppe Bayreuth und versucht seine Mannen bei den alljährlich stattfindenden Hallenmeisterschaften zum Erfolg zu bringen. Zimmer übernahm dabei das Amt von seinem Vorgänger Walter Hübner. In diesem Jahr gab es Bronze für die Bayreuther. Laut Stefan Zimmer wäre sogar mehr drin gewesen, doch Krankheiten und Blessuren verkleinerten den Kader. Dennoch ist der Trainer mit seinen Spielern, die nur ein einziges Spiel an diesem Tag verloren haben, sichtlich zufrieden. Während der Saison bleibt allerdings nur wenig Zeit für weitere Einheiten und Spiele, da die Schiris ja Woche für Woche auf den Plätzen der Region unterwegs sind.
Einzigartig findet der 48-Jährige aber den Zusammenhalt der Gruppe. „Wir verstehen uns alle prächtig. Der Höhepunkt ist dann sicherlich unser Hallenturnier, wo wir uns auch in den Wintermonaten mit Trainingseinheiten in der Halle akribisch darauf vorbereiten. Der Spielerkader beträgt gute 15 Mann.“ Dass Futsal gespielt wird, findet Zimmer nicht dramatisch, wenngleich ihn das Spielen mit der Rundumbande besser gefällt. „Man hat einen Mitspieler mit der Bande, den man gerne einsetzen kann. Der Futsal ist technisch um einiges anspruchsvoller. Allerdings ist es schon eine Sache, wenn ein Sechsmeter auf ein Handballtor ausgeführt wird. Torwart möchte ich da nicht sein.“
Heutige Technik
Mit der heutigen Technik ist Zimmer im Großen und Ganzen einverstanden, wenn man sie sinnvoll einsetzt. „Die Torlinientechnik ist grandios. Da kann es keine zwei Meinungen geben. Beim Videoassistent bin ich noch nicht ganz zufrieden. Es ist für Spieler und Zuschauer zermürbend, wenn die Schiedsrichter wegen jeder Kleinigkeit an den Monitor geholt werden. Es sollte hier doch klare Abstimmungen geben. Das ist noch etwas Wischi-Waschi. Wenn es aber noch gelingt, wirklich nur die wichtigen Entscheidungen über den Videoassistent zu steuern, wird das ein enormer Vorteil sein und macht den Sport ehrlicher.“ Ein Vorbild als Schiedsrichter hat Zimmer dabei gar nicht wirklich. Toll findet er die jungen Schiedsrichter im Kreis und ist deswegen auch gerne mit im Gespann dabei. „Die Jungs leisten wirklich schon einiges. Da kann man nur den Hut vor ziehen. Da lernt man auch noch als ‚älterer Kollege‘ etwas dazu.“
Erfolgreich dank Fingerspitzengefühl und Ehrlichkeit
Das berühmte Fingerspitzengefühl wird den Schiedsrichtern oft abgesprochen. Stefan Zimmer scheint es aber doch zu haben, denn sein Umgang mit den Spielern ist sicherlich authentisch und angenehm. „Ich war selbst nicht gerade ein einfacher Spieler. Deswegen weiß ich einfach, wie man mit den etwas schwierigeren Charakteren umgehen sollte. Da muss man nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen.“ Die Resonanzen nach den Spielen geben Zimmer Recht. Oft hört er Komplimente und Zusprüche, auch wenn er sich mal einen Fehler eingesteht. „Wenn ich bemerke, dass ich mit einer Entscheidung komplett falsch liege, dann habe ich auch kein Problem, mich dafür zu entschuldigen. Das kommt jetzt nicht häufig vor, wird aber von Spielern und Zuschauern als gut empfunden.“
Ebenfalls Komplimente erhielt Zimmer bei einem Spiel des TSV Plankenfels im Nachbarderby gegen Schönfeld. Trotz seiner langjährigen Vereinszugehörigkeit beim TSV fand seine Spielleitung vollkommene Anerkennung von allen Seiten. Und auch ein weiteres Highlight hat Zimmer ordentlich über die Bühne gebracht. Seinen Sohn durfte er schon pfeifen. Und auch dieses Spiel wurde fair und sauber von Zimmer geleitet. Nun hofft der 48-Jährige inständig, dass es doch noch gewisse Leute gibt, die es, wie er vor sieben Jahren, nach der aktiven Sportlerkarriere schaffen, sich als Schiedsrichter ausbilden zu lassen. „Ich kann es gar nicht oft genug sagen, wie viel Spaß ich als Schiedsrichter habe und ich kann es nur jeden empfehlen, es zu probieren. Ihr werdet sehen. Es ist eine starke Angelegenheit.“