Was war das für ein Wahnsinnsspiel, das die Gronicher am Dienstag ablieferten! Nach einem desolaten ersten Abschnitt gingen sie mit einem 0:3-Rückstand in die Kabine, um in Hälfte zwei richtig aufzudrehen. Mit dem Schlusspfiff traf Vogel dann volley zum 4:3 und setzte der Aufholjagd die Krone auf. Dank dieser Energieleistung sind nun 20 Punkte gesammelt, die Riedel-Elf steht in der Tabelle nach elf Spielen auf dem vierten Platz.
Spielbericht von Manfred Hautsch
Die Gäste zeigten sich zunächst hochmotiviert und zweikampfstark. Die Gastgeber, ohne mehrere Mittelfeldakteure angetreten, wirkten dagegen sorglos und zweikampfschwach. So spielte zunächst fast ausschließlich der SV Heinersreuth und erarbeitete sich einige gute Gelegenheiten. Schon in der 4. Minute konnte ein Schuss von Zeisel gerade noch geblockt werden. Wenig später nahm der im ersten Durchgang überragende Schwarz den Ball volley, verzog aber. Auch Ötter konnte frei abschließen, verfehlte das Tor jedoch um Zentimeter. Auf Goldkronacher Seite war nur Blechschmidt gefährlich, schoss aber weit vorbei.
SpVgg im Herbstschlaf, SVH führt verdient
In der 30. Minute war es soweit: Eine Ecke köpfte Schwarz auf den langen Pfosten und Nietzold hatte keine Probleme, die Kugel ins Tor zu schieben. Auch wenig später befanden sich die Gastgeber im Herbstschlaf. Ein schnell ausgeführter Freistoß und Schwarz lief alleine auf Ruppel zu. Den einheimischen Keeper düpierte er mit einem Lupfer. Auf der Gegenseite ein kleiner Lichtblick der Gastgeber, als sich Blechschmidt über links durchsetzen konnte und für Vogel servierte. Der tanzte seinen Gegenspieler aus, sein Schuss wurde aber vom guten Keeper Bursian an die Latte gelenkt. Im Gegenzug zeigte Schwarz, wie man es richtig macht: Aus Linksaußenposition umspielte er mehrere Goldkronacher und hämmerte die Kugel ins kurze Eck.
Mit einem 3:0 für die Gäste ging es in die Kabine und niemand setzte auch nur einen Cent auf die Gronicher. Eine völlig uninspirierte Darstellung. Offensichtlich fand Coach Riedel in den zehn Minuten Pause die richtigen Worte. Wie verwandelt kamen die Einheimischen zurück. Aber kurz nach Anpfiff konterte Heinersreuth. Schwarz servierte uneigennützig für einen mitgelaufenen Spieler. Dessen Schuss konnte Ruppel gerade noch parieren. Dann legten die Gronicher aber langsam los. Man merkte, dass sie sich für die blamablen ersten 45 Minuten rehabilitieren wollten. Nach einigen guten Angriffen konnte Hildner eine zu kurz abgewehrte Ecke aus etwa 16 Metern ins Netz dreschen.
Hollywoodreif: Goldkronach dreht das Spiel
Wenig später köpfte der freistehende Fabi Neuner eine Blechschmidtflanke um Zentimeter am Tor vorbei. Daniel Oberst verfehlte mit seinem Kopfball ebenso das Tor. Die Chancen der Gastgeber häuften sich nun. Heinersreuth wollte augenscheinlich das Ergebnis verwalten und tat nur noch wenig für die Offensive. Als Innenverteidiger Mertins eine Ecke zum 2:3 einköpfte, keimte Hoffnung im Lager der Gronicher auf. Und man hatte auch Glück, als Nietzold für Dall auflegte und dessen Schuss knapp am Tor vorbeirauschte. Gegen Spielende überschlugen sich die Ereignisse. Wiederum der freistehende Neuner verfehlte mit seinem Kopfball das Tor nur knapp. Heinersreuth wankte nun und musste nach einer Ecke den nicht mehr für möglich geglaubten Ausgleich hinnehmen. Erneut war es Mertins, der einen Eckball von Steffen Zinke einköpfte.
Trainer Riedel wechselte kurz vor Schluss defensiv, den Punkt über die Zeit zu bringen. Aber nach einem Foul erhielt sein Team noch einen Freistoß aus dem Halbfeld heraus. Die Gäste konnten nicht klären und Vogel nahm die Kugel volley. Abgefälscht landete der Ball zum vierten Tor in den Maschen. Unglaublich. Als der umsichtige Schiedsricher die Partie abpfiff, konnten es die zahlreich mitgereisten Heinersreuther Fans gar nicht glauben. Ihr Team hatte eine 3:0-Führung vergeigt. Bei nüchterner Betrachtung hätte der Gast zumindest einen Punkt verdient gehabt. Sehr stark präsentierte man sich im Durchgang eins. Die Gastgeber müssen lernen, dass eine solche, mitunter auch glückliche Aufholjagd nur selten möglich ist. Die einheimischen Zuschauer aber müssen sich wie in einem Hollywoodfilm gefühlt haben. Zuerst Frust, dann Spannung und am Schluß ein Happy-End.