Die Spielvereinigung Goldkronach hat zum ersten Mal seit rund neun Jahren ein Heimspiel gegen den Stadtrivalen ASV Nemmersdorf verloren. Dieser Umstand alleine wäre noch nicht unbedingt Grund genug, auf einen klassischen Spielbericht zu verzichten. In ihrer Höhe und ihrem Zustandekommen gibt die Niederlage jedoch Anstoß zur Reflexion. Die mag in den vergangenen Wochen vielleicht etwas zu kurz gekommen sein.
1:0. Derby. Ein von Zuschauern umsäumtes Spielfeld. Viele Gespräche vor dem Spiel, viele Bilder der letzten Jahre. Endlich wieder. Die gute halbe Stunde, die Führung, der Jubel.
1:1. Kritik. Die ist jetzt vonnöten. Dafür gibt es genügend Beobachter, mehr oder weniger verdiente Spieler und ein intaktes Umfeld. Jeder Absatz dieses Textes enthält sie. Wir müssen aufwachen. Offen sprechen. System, Taktik, Einstellung – alles kann geprüft werden. Es ist gut, den sachlichen Blick von außen zu bewahren. So wie in der zweiten Hälfte darf es nicht weitergehen.
1:2. Keine Kritik. „Do stenga ja kaana Gronicher aufm Feld“ – falsch. Es stehen so viele junge Goldkronacher Spieler auf dem Platz, wie lange nicht mehr. „Jed’s Johr wärd des schlechder“ – falsch. Ein Archiv der vergangenen beiden Spieljahre befindet sich auf dieser Website. Auf dem beschriebenen Niveau wird aber mitunter „Kritik“ betrieben. Wenn Kritik nur der Code für kontraproduktives Orschgwaaf ist, das man auch von sich gäbe, spielten die Gronicher in der Bundesliga – dann muss man sich ernstlich fragen lassen, ob es nicht vielleicht besser wäre, seine Thesen für sich zu behalten.
1:3. Leidenschaft. Das Sportheim, die Hefdla, die Brodwärschd, der Platz. Viele haben für den Sonntag ihr Bestes gegeben. Die Mannschaft muss die Frage nach dem Möglichen selbst beantworten. „Die Mannschaft ist zu jung“ haben wir – insbesondere ich – oft strapaziert. Dieser Satz beschreibt, dass man der Mannschaft Zeit geben und für eine gute Zukunft schlechte Spiele in Kauf nehmen muss. Er ist nicht die Generalabsolution für alle von 19 bis 39, nach einem Rückstand im Derby noch einige Angriffe einzuleiten und sich dann ihrem Schicksal zu ergeben.
1:4. Anspruch. Wir wollen besser sein. Die Nummer eins der Stadt, in Mitgliederzahlen, in der Infrastruktur, in der Außendarstellung, in der Jugendarbeit. Sind wir es? Oft genug ja. Am Sonntag aber waren wir es nicht, und es ist der Sonntag, der 350 Zuschauern und noch mehr Zeitungslesern in Erinnerung bleiben wird. „Hochklassig“, wie es in der Presse zu lesen stand, war das in der zweiten Hälfte eher nicht. Der Sonntag steht nicht für unseren Anspruch. Wir haben es erstmal verbockt.
Es ist an der Zeit, Lehren zu ziehen. Die Mannschaft muss, so sagt man, eine Reaktion zeigen. Sie hat jetzt eine ganze Menge gutzumachen. Dass gleich noch ein Lokalduell und ein dann ein Kerwaspiel folgen, kann gut sein. Es muss nicht gut sein. Nur: Wie die Spielvereinigung dort auftritt, wird für die Stimmungslage der Winterpause vorentscheidend sein. Der Trainer ist der richtige, der Weg ist der richtige, dabei bleibe ich. Es wäre nur schön, wenn die Mannschaft denjenigen, die sie gegen das Orschgwaaf verteidigen, etwas mehr Argumente liefern würde.