Am 17. März feiert die SpVgg Goldkronach Geburtstag, denn an diesem Datum versammelten sich im Jahr 1946 insgesamt 51 Bürgerinnen und Bürger, um in Goldkronach einen Sportverein zu gründen: Den Gesang- und Sportverein Vorwärts. 2019 zählt der Jubilar also schon 73 Jahre, und genau genommen ist die SpVgg noch um einiges älter. Einen Arbeiter-Turn- und Gesangverein Vorwärts gab es nämlich schon in den 1920er Jahren, wie historische Dokumente belegen. Nun ist die Einladung zur Generalversammlung 1925 aufgetaucht.
Die Anzeige findet sich in der Fränkischen Volkstribüne, der wir auch einige Spielberichte aus den frühen 1930er Jahren verdanken. Von den Bayreuther Tageszeitungen berichtete nur die Volkstribüne über Vorwärts Goldkronach, weil es sich um eine sozialdemokratische Zeitung handelte. Der Fußball war vor der Machtübernahme der Nazis im Jahr 1933 keineswegs einheitlich organisiert, sondern entlang politischer Linien aufgeteilt. Die sozialdemokratischen Arbeitersportler schlossen sich im Arbeiter-Turn- und Sportbund (ATSB) zusammen. Bürgerliche Vereine spielten unter dem Dach des DFB. Außerdem gab es beispielsweise einen katholischen Sportverband, die Deutsche Jugendkraft (DJK), der eigene Meisterschaften austrug, und die kommunistische Kampfgemeinschaft für Rote Sporteinheit. Die NS-Herrschaft überstand einzig der DFB, der ab 1933 mit den Nationalsozialisten zusammenarbeitete. Die Arbeitersportvereine wurden im Gegensatz dazu liquidiert.
Daher ist es auch so schwer, die Geschichte des SpVgg-Vorgängers zu rekonstruieren: Zwischen 1933 und 1946 klafft eine Lücke. Nicht einmal das exakte Gründungsdatum ist bekannt. Umso erfreulicher ist es, dass auch aus den 1920er Jahren Quellen überlebt haben, die zumindest einige Informationen aus der Frühzeit des Goldkronacher Fußballs verraten können. Im Anzeigenteil der Fränkischen Volkstribüne vom 9. Januar 1925 gelang so ein Fund: Dort schaltete der Sportverein Vorwärts eine Annonce, mit der er seine Mitglieder für Sonntag, den 11. Januar 1925, zur Generalversammlung einlud. „Es ist Pflicht aller Mitglieder in dieser Versammlung zu erscheinen“, mahnte die Vereinsführung. Die Fränkische Volkstribüne begnügte sich indes in ihrem Sportteil nicht mit der Berichterstattung über Fußballspiele und Vereinsversammlungen. Immer wieder finden sich programmatische Texte oder moralische Appelle. Genau eine Woche, nachdem sie die Einladung zur Generalversammlung des SV Vorwärts gedruckt hatte, mahnte sie die Arbeitersportler zu Askese, Trainingseifer und einwandfreier Lebensführung. Die „Zehn Gebote für Sportler und Sportlerinnen“ endeten mit einem Fingerzeig für das Sportpublikum: „Vom Zusehen wird man nicht stark und geschmeidig.“
Stattgefunden hat die Versammlung wohl im Gasthaus Zum roten Adler: Denn laut des Geschäftsberichtes des ATSB für das Sportjahr 1924/25 war diese Gaststätte das Vereinslokal des SV Vorwärts. Der Geschäftsbericht ist auf der Seite www.arbeiterfussball.de einzusehen – eine mit viel Liebe zum Detail gestaltete Website rund um den Arbeitersport, die zahllose historische Informationen zusammenträgt. Auch Altbürgermeister Alfred Gottfried, der schon 1996 im „Stadtblättla“ die Gründungsgeschichte der SpVgg beschrieb, nennt als Vereinslokal der Arbeitersportler die damalige Gastwirtschaft Puchtler – den Roten Adler. In dessen Saal fanden auch die Turnstunden statt. Der Fußballplatz befand sich Gottfried zufolge bereits damals in der Au, allerdings etwas unterhalb des heutigen Bauhofs. Die bekanntesten Namen der Fußballer lauteten: Hans Georg Fick, Johann Günther, Christof Schreiner, Karl Bauer, Wolfgang Hager, Valentin Schott, Wolfgang Will, Fritz Lindner, Christian Puchtler, Konrad Neuß, Adam Leppert und Wilhelm Will. „Man spielte in der Bezirksliga, wo die Mannschaft einen guten Namen hatte“, notierte der Altbürgermeister. Aus seiner Sammlung stammt das oben abgebildete Mannschaftsfoto, das ebenfalls auf die 1920er Jahre zu datieren ist.
Die Vorwärts-Kicker versammelten offenbar die etwas talentierteren Kicker als der bürgerliche FC Goldkronach, der sich Ende der 1920er Jahre gegründet hatte. Der FC war vermutlich dem DFB angeschlossen. Daher spielte er ab 1933 auch unter nationalsozialistischer Herrschaft – zumindest bis 1936 – weiterhin Fußball auf seinem Platz an der Sickenreuther Straße, als der sozialdemokratische Ortsrivale bereits liquidiert worden war. 13 Jahre lang gab es keinen Sportverein Vorwärts – bis ihn 51 Goldkronacher Sportbegeisterte am 17. März 1946 erneut gründeten und damit den Grundstein für die heutige SpVgg Goldkronach legten.
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