Vier Elfmeter in einem Spiel und drei Gronicher beim Auswahlspiel! Wer die Fränkische Volkstribüne aus dem Jahr 1932 liest, kann sich vorstellen, was damals beim Fußball in Goldkronach los war. Schon ein paar Ausgaben der 86 Jahre alten Tageszeitung verraten bisher Unbekanntes über den Arbeiter-Turn- und Sportverein Vorwärts, den Vorgänger der SpVgg Goldkronach.
Dass die SpVgg ein Traditionsverein ist und ihre Wurzeln als ATSV Vorwärts im Arbeitersport hat, das wussten wir schon. An genauen Informationen über den Goldkronacher Sport vor dem Zweiten Weltkrieg mangelt es aber. Umso wertvoller, dass mit der Fränkischen Volkstribüne nun eine richtig gute Quelle gefunden scheint. Von den Bayreuther Tageszeitungen berichtete nur die Volkstribüne über den ATSV Vorwärts, weil es sich um eine sozialdemokratische Zeitung handelte.
Denn der Fußball war vor der Machtübernahme der Nazis im Jahr 1933 keineswegs einheitlich organisiert, sondern entlang politischer Linien aufgeteilt. Die sozialdemokratischen Arbeitersportler schlossen sich im Arbeiter-Turn- und Sportbund (ATSB) zusammen. Bürgerliche Vereine spielten unter dem Dach des DFB. Außerdem gab es beispielsweise einen katholischen Sportverband, die „Deutsche Jugendkraft“ (DJK), der eigene Meisterschaften austrug, und die kommunistische „Kampfgemeinschaft für Rote Sporteinheit“. Die NS-Herrschaft überstand einzig der DFB, der ab 1933 mit den Nationalsozialisten zusammenarbeitete. Die Arbeitersportvereine wurden im Gegensatz dazu liquidiert.
Im Frühling 1932 aber jagten die Goldkronacher noch beim Vorwärts dem Leder hinterher. Dabei ging es durchaus zur Sache. Die Fränkische Volkstribüne vom 20. April berichtet von einem kuriosen Heimspiel gegen Himmelkron, dass die Gronicher sich vor allem bei ihrem Keeper bedanken konnten: Sie führten – unter anderem durch zwei Elfer – schon 3:0, als Himmelkron durch einen Strafstoß – damals nannte man so die Freistöße – das 3:1 erzielte. Zwei Himmelkroner Elfmeter hielt der Goldkronacher Torhüter! Am Ende blieben die Punkte an der Kronach und der Berichterstatter bescheinigte dem Schiedsrichter trotz der vier verhängten Elfmeter eine astreine Leistung.
Die Aufstellung an diesem Tage lässt sich leider nicht mehr rekonstruieren, aber es ist wahrscheinlich, dass die drei folgenden Herren dabei waren: Richard Huber, Fritz Löwel und Hans Schott. Denn sie waren die drei Goldkronacher Spieler, die einen Monat zuvor bei einem „Propagandaspiel“ in Brandholz aufgelaufen waren. Solche Spiele von kombinierten Teams, Bezirks- oder Städtemannschaften führte man damals gerne durch, um für den Fußball – und hier natürlich für den Arbeitersport – zu werben. Entsprechend stand am 17. März 1932 in Brandholz (!) vermutlich das Beste auf dem Feld, was Fichtelgebirge und Weißmaintal zu bieten hatten.
Einiges spricht dafür, dass die beiden Schlaglichter aus dem Frühling 1932 nicht die einzigen bleiben werden, die dank der Fränkischen Volkstribüne ein Stück Goldkronacher Sportgeschichte vor dem Zweiten Weltkrieg erhellen. Denn ein erster Blick in den Jahrgang 1927 – also in eine 91 Jahre alte Ausgabe der Zeitung – war schon einmal vielversprechend. Laut SpVgg-Chronik von 1996 sei der ATSV Vorwärts Goldkronach in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg gegründet worden. Ein bisschen genauer geht es schon jetzt: Es muss definitiv vor 1927 gewesen sein. In der Volkstribüne vom 8. Januar 1927 jedenfalls lud der Verein per Annonce zur Jahreshauptversammlung.
Besitzen Sie alte Fotos, Dokumente, Wimpel oder Urkunden? Schlummern auf dem Dachboden Pokale, Trikots oder Ähnliches? Die SpVgg Goldkronach sucht für ihr Vereinsarchiv alles, was über die Geschichte des Goldkronacher Sports Aufschluss geben kann, gerne auch leihweise zur Digitalisierung! Ansprechpartner: Gregor Hofmann, E-Mail: gh [at] gronicher.de, Telefon: 0 16 0 / 98 52 87 73.