In der Rückschau auf die Herbstrunde der Kreisklasse Kulmbach zog das regionale Fußballportal anpfiff am 30. November eine Bilanz der oberen Tabellenhälfte – und bescheinigte der Spielvereinigung eine »grundsolide« Saison. Der vollständige Artikel:
Drei Tabellenführer und ein strauchelnder Favorit
Die letzten Partien des Kalenderjahres sind gespielt, die Winterpause ist da – Zeit, Bilanz zu ziehen! Und das Ergebnis fällt, das verrät schon ein flüchtiger Blick auf die Tabelle, mal wieder alles andere als erwartet aus. In der oberen Tabellenhälfte tummeln sich reichlich Überraschungen: Zwei Ex-Tabellenführer, zwei Teams mit elf Siegen in Serie (!), ein strauchelnder Topfavorit – die Kreisklasse Kulmbach bleibt unberechenbar.
Dass das am deutlichsten der ATS Kulmbach zu spüren bekam, ist ein vieldiskutiertes Faktum. Mit dem nominell stärksten Kader ins Rennen um den Aufstieg gestartet, betrug der Rückstand auf den Platz an der Sonne schließlich neun Punkte, als Trainer Marco Dreßel gehen musste. Es folgte der Paukenschlag: Ex-Profi Ingo Walther soll den ATS noch zum Aufstieg führen, müsste aktuell sieben Punkte auf den TDC Lindau (ein Spiel weniger) aufholen, um den Spitzenrang zu erreichen. Spielleiter Peter Schwarzmeier bestätigte am 23. Oktober gegenüber anpfiff den Coup, erteilte gleichzeitig Landesliga-Träumereien eine deutliche Absage. Das ist die Ausgangslage für die erste spannende Fragen der Rückrunde: Spielt Walther selbst?
Spitzenspiel vertagt
Ob der ATS den Trainer wohl auch gewechselt hätte, wenn der TDC Lindau nicht gewesen wäre? Fest steht, dass das 1:5 der Bierstädter beim TDC „das Ende der Kette“ darstellte, wie es Spielleiter Schwarzmeier formulierte. In Lindau nahm man bereits vor der Saison kein Blatt vor den Mund. „Wir wollen aufsteigen“, umriss Fußball-Abteilungsleiter Winfried Wunderlich die Zielsetzung. Nach leicht durchwachsenem Start kam das Team dann auch immer besser in Fahrt, legte zuletzt elf Siege in Serie hin. Eine klare Ansage für das Spitzen-Derby gegen Harsdorf, das eigentlich am vergangenen Sonntag hätte stattfinden sollen.
Doch daraus wurde nichts, das Duell wurde auf den 11. März vertagt – eine durchaus angemessene Eröffnungspartie für die Frühjahrsrunde. Denn die Harsdorfer sind blendend in Form, verloren allerdings zuletzt überraschend in Kasendorf. Zu allem Überfluss sah Toptorjäger Scharnagel auch noch den roten Karton. „Dann müssen eben die anderen in die Bresche springen“, forderte Harsdorfs Coach Bastian Knop im Vorfeld des dann doch abgesagten Topspiels und versprühte schon wieder jene Lockerheit, die mit dazu beigetragen haben dürfte, dass der TSV zuletzt sogar den Relegationsplatz erobert hatte.
Grafengehaig überrascht
Am letzten Spieltag vor der Pause aber mogelte sich der SV Grafengehaig noch an den tatenlosen Harsdorfern vorbei. Sechs Siege in Folge ließen die Frankenwälder immer weiter nach oben klettern. Nicht wenige Beobachter hatten den SVG im soliden Mittelfeld erwartet, auch Spielleiter wie Christoph Wirth stellte nach dem souveränen 2:0-Erfolg in Goldkronach fest, dass „die Kreisklasse für uns wirtschaftlich und sportlich eigentlich optimal ist“. Doch die Grafengehaiger zeigen mitunter tolle Leistungen, entscheiden zudem auch wichtige Spiele knapp zu ihren Gunsten – wie der TDC Lindau und der ATS Kulmbach erfahren mussten.
Den Platz als Überraschungsteam der Stunde übernahmen die Grafengehaiger vom ATS Wartenfels. Der Aufsteiger, der zu Saisonbeginn die gleiche Serie von elf Siegen in Folge hinlegte wie zuletzt Tabellenführer Lindau, blieb über viele Spieltage das Maß aller Dinge in der Kreisklasse. Zuletzt ging den Bauer-Schützlingen jedoch etwas die Puste aus, der Trainer dürfte sich darüber zwar nicht gefreut haben, kann sich aber bestätigt fühlen: Bereits im September lobte er sein Team für die Leistungen, prophezeite aber gleichzeitig auch einen Einbruch. Dennoch: „Wir wollen möglichst schnell 38 Punkte gegen den Abstieg sammeln“, wünschte sich Bauer. Derzeit sind es 40.
Ramsenthal bleibt konstant
Auf an Tiefstapeln grenzenden Realismus versteht man sich auch in Ramsenthal, der stellvertretende Vorsitzende Karl-Martin Opel gab Ende September einen einstelligen Tabellenplatz als Ziel aus. Bereits zu diesem Zeitpunkt gab der SVR einen soliden und vor Verfolger ab, daran hat sich nichts geändert. Die Truppe von Trainer Zekic verliert zwar hin und wieder Punkte an die Spitzenteams, behält gegen die vermeintlich „Kleinen“ aber recht zuverlässig die Oberhand.
In Kirchleus dagegen welchselten sich deutliche Siege munter mit überraschenden Niederlagen ab. Der offensivstarke FC verlor zuletzt gar gegen den (bis dahin) Tabellenletzten aus Marktschorgast, während man im ersten Saisondrittel die Vorgabe von Trainer Ewald Lerner, immer zwei der nächsten drei Spiele zu gewinnen, passabel erfüllte. Ein Baustein der Inkonstanz ist wohl auch, dass Torjäger Daniel Partenfelder in der laufenden Saison erst fünf Spiele (acht Tore) absolvierte.
Goldkronach grundsolide
Die unspektakulärste Runde der ersten Tabellenhälfte spielte wohl die SpVgg Goldkronach. Zwar setzte sich die junge Elf von Trainer Torsten Heumann zu Beginn für zwei Spieltage an die Tabellenspitze, musste Platz eins nach der Derbyniederlage am dritten Spieltag wieder räumen. Überhaupt, ohne die beiden Derby-Pleiten gegen Bad Berneck wäre man an der Kronach wohl wunschlos glücklich. Denn die Anhänger sehnten sich nach dem Nervenkitzel der vergangenen Saison, als man über vier Entscheidungsspiele die Klasse hielt, nach einer ruhigen Runde. Die scheinen sie bei aktuell 27 Punkten und Platz acht durchaus zu bekommen.
(Text und alle Bilder: © www.anpfiff.info)