Die Routine kommt von ganz alleine

Jubel über das Tor zum 5:3 gegen Kasendorf

Blechschmidt, Arndt und Katholing bejubeln das Tor zum 5:3 gegen Kasendorf

Elf Spieltage – das sollte eine ausreichende Grundlage sein, um eine erste Saisonbilanz zu ziehen. Große Fluktuation im Kader, eine sehr junge Mannschaft, die Einteilung in die vermeintlich stärkere Kulmbacher Staffel: Wer sich vor der Saison zu den Optimisten zählte, sah sich an der Kronach in der Minderheit. Mittlerweile hat sich das geändert, auch wenn noch nicht alles perfekt ist.

Die größte Überraschung – oder, um es mit den Worten der lokalen Online-Presse zu sagen, den größten „Paukenschlag“ – gab es sicherlich vor der Saison. Eine Woche vor dem Start gegen Neuenmarkt trennte sich die SpVgg von Trainer Matthias Kauper. Als Nachfolger wurde noch am selben Tag Torsten Heumann präsentiert, der noch bis April in Diensten des TSV Harsdorf stand.

Heumann ist der richtige Trainer

Rückblickend kann man wohl konstatieren: Es war die richtige Entscheidung. Mit Torsten Heumann wurde ein Coach gewonnen, der mit viel Einsatz bei der Sache ist – und als Spielertrainer auch schon acht Tore erzielt hat. Das erste am ersten Spieltag, als die Spielvereinigung den FC Neuenmarkt mit 5:1 nach Hause schickte und sich gleich an die Tabellenspitze setzte.

Beim Erfolg in Leuchau am zweiten Spieltag zeigte das Team, dass es auch in der Lage ist, Rückstände aufzuholen. Natürlich konnte man zu jenem Zeitpunkt noch nicht ahnen, dass Leuchau weiterhin keinen Punkt holen würde. Die Ernüchterung folgte auf den Fuß: Die Niederlagen gegen Berneck und besonders in Kirchleus deckten die Defizite schonungslos auf.

Umstellungen in der Defensive

Generalisierend kann man besonders die Pleite in Kirchleus durchaus in eine Reihe mit den Niederlagen gegen Lindau, Harsdorf und Wartenfels stellen. Dabei handelt es sich ausnahmslos um Mannschaften, die neben einer gewissen offensiven Qualität auch über viele routinierte Spieler verfügen. Das scheint den Goldkronachern selten gut zu bekommen, was allerdings auch nicht überraschen muss.

Denn offensiver Stärke ließe sich am besten mit einer eingespielten Defensive entgegentreten. Damit konnten die Gronicher aber alleine aufgrund der personellen Lage nie antreten: Max Rabenstein verletzt, Libero Heiko Krause fast durchweg angeschlagen, Hannes Rabenstein im Ausland, Oliver Wagner zeitweise abwesend, Alex Arndt neu auf der Liberoposition – diese Reihe wäre schier endlos fortzusetzen.

Nur der Trainer ist über 25

Neuzugang Hajrizaj im Spiel gegen Kasendorf

Neuzugang Hajrizaj belebt die Offensive

Das heißt ja nun nicht, die Goldkronacher Abwehrreihe hätte ihre Sache oft schlecht gemacht – doch eine gute Portion Eingespieltheit hätte ihr gut getan. In die selbe Richtung weist auch die Schwäche gegen routinierte Teams: Gerade gegen Harsdorf und Wartenfels wurde diese offenbar. Doch auch das ist keine Überraschung. Beim letzten Spiel waren nur vier Spieler der Anfangself über 20 Jahre alt, darunter ein einziger – Spielertrainer Heumann – über 25.

Viele unserer Spieler haben erst in dieser Saison endgültig den Schritt von den Junioren in den Herrenbereich vollzogen und müssen sofort als Stammspieler Verantwortung übernehmen. Dass der Verein, sicherlich auch notgedrungen, diesen Weg mit aller Überzeugung geht, ist aber das Beste, was dem Goldkronacher Fußball passieren konnte. Die Identifikation mit Mannschaft und Verein ist groß. Und die Ergebnisse zeigen nicht nur die Schwächen der Spielvereinigung auf. Die Goldkronacher, derzeit auf Platz sieben, haben bisher – bis auf das Derby gegen Berneck – gegen alle Teams gewonnen, die in der Tabelle hinter ihnen postiert sind.

Der Klassenerhalt ist mehr als realistisch

Was zu der Schlussfolgerung leitet, dass sich die junge Elf schnell stabilisiert hat und sich keine Patzer gegen direkte Konkurrenten erlaubt. Die Niederlagen wurden schnell abgehakt, nur einmal verlor die SpVgg zwei Spiele in Folge. Die spielerische Qualität ist vorhanden, neben Neuzugang Hajrizaj beweisen das auch so ziemlich alle Spieler, die aus der A-Jugend neu hinzu kamen. Die Neuen haben sich bestens integriert. Etwas weiter gedacht darf man es als realistisch erachten, dass sich die Mannschaft noch ein Stück steigern kann.

Bezüglich des angestrebten Klassenerhalts ist man aber bereits jetzt voll im Soll. Zum Vergleich: Nach 11 Spielen hatte die SpVgg in der Vorsaison fünf Punkte, heuer sind es 18. Und eine Perspektive, die darüber hinausgeht, ist gegeben. Mit Franz Rabenstein und Nick Mertins stehen heute schon zwei Akteure regelmäßig auf dem Feld, die derzeit noch in der A-Jugend kicken. Die vielzitierte „Boygroup“ scheint für die nächsten Jahre gesichtert, nicht nur tabellarisch. Nur die Routine fehlt noch – aber die kommt von ganz alleine.

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